Das Fadenglas Marias von Jever

Farbloses Glas mit weißen Fadeneinlagen, Fuß, Silber
Antwerpen (?), um 1570
Leihgabe: Landesmuseum für Kunst- und Kulturgeschichte Oldenburg
Auch im 19. Jahrhundert wird die Kostbarkeit zusammen mit anderen Zimelien in einem Mahagonischrank im Wohnzimmer der Großherzogin präsentiert:
„Im Wohnzimmer der Frau Großherzogin2, 1850
1 mahagonie Nipschrank, worin befindlich:
2 eiserne Ärmel vom Panzer (Das Kettenhemd Marias)
1 silber vergoldeter Pokal nebst Deckel (Der Huldigungsbecher)
1 silberner Altarkelch mit zwei Hostienteller
1 metallenes Blashorn (Das Signalhorn von der Sibetsburg)
1 gläserner Humpen mit 2 Wappen
1 gläsern weiß gestreifte mit Deckel und silbernen Fuß (Das Fadenglas)
12 Pocale von Glas mit dito Deckeln“.
Die Landesherrin Maria (1500-1575) soll aus diesem Glas ihrem Nachfolger Graf Johann VII. von Oldenburg „zugetrunken“ haben; ein festlicher Akt, der die Übertragung des Jeverlandes an die Grafschaft Oldenburg 1573/1575 unterstreichen sollte. Das Zutrinken war sicherlich der krönende Abschluss der Feierlichkeiten aus Anlass der Eventualhuldigung am 20. Oktober 1574. Nach einer schweren Krankheit ließ Maria Johann VII nach Jever kommen, wo ihm von ihrem Hofstaat und den Vertretern von Stadt und Land gehuldigt wurde.3
Das kostbare und luxuriöse Glas ist vermutlich Antwerpener Arbeit und in der in Venedig gepflegten Technik mit unterschiedlichen Farbabstufungen gestaltet. Die besondere Wertschätzung unterstreicht auch, dass es 1690 durch den jeverschen Goldschmied Rudolf Onnen mit einer vergoldeten Silberfassung im Auftrag der regierenden Fürsten von Anhalt-Zerbst versehen wurde.
Da es sich um einen zentralen Gegenstand für die Identität und Geschichte des Jeverlandes handelt, wurde das Fadenglas bis 1921 im Schloss zu Jever präsentiert. Am 28. April 1921 hatte sich der damalige Direktor des Landesmuseums Walter Müller-Wulckow (1886-1964) das Fadenglas und auch den Huldigungsbecher aus dem Jahre 1542 von Schlossverwalter Johann Broockmann aushändigen und in einer Kiste nach Oldenburg bringen lassen. Der für das Museum zuständige Vorstand des Jeverländischen Altertums- und Heimatverein war nicht in diese Transaktion einbezogen worden und reagierte mit einem empörten „Das lassen wir uns nicht gefallen“, wie im Protokollbuch des Vereins vermerkt. Auch der Historiker und Leiter des Oldenburgischen Archivs Georg Sello nahm in seiner noch immer lesenswerten Landesgeschichte „Östringen und Rüstringen“ auf Seiten der Jeverländer Stellung: „Graf Anton Günther, die Anhaltiner, die Russen, Holländer und Franzosen, ja auch der Sammeleifer von Altens in großherzoglich-oldenburgischer Zeit hatten die Reliquien einer schon zum Teil der Sage anheimgefallenen rühmlichen Vergangenheit respektiert, bis die neue Ära von 1918 die geschichtlichen Zusammenhänge gewaltsam zerrissen und beide Stücke in dem staatlichen Museum in der Stadt Oldenburg kasernierte … Gewiß kommt es vor allem darauf an, dass „die Zeugen der Vergangenheit in uns weiterleben“, aber darüber hinaus kommt es darauf an, dass die Zeugen an der rechten Stelle stehen und zu uns sprechen können; das heißt nicht in dem wesensfremden Staatsmuseum in Oldenburg, sondern in dem tatsächlich allein die Tradition weiterführen Heimatmuseum zu Jever. Musealer Schildbürgerstreich erscheint es demgegenüber, dass, um den historischen Ansprüchen entgegenzukommen, der Aufbewahrungsort halbjährlich wechselnd bald in Jever bald in Oldenburg sein soll.“4
Nachfolgend entspannte sich ein langwieriger Streit um den Verbleib des kostbaren Glases, der noch nicht abgeschlossen ist. Nach jahrelangem halbjährlichem Wechsel des Fadenglases und des Huldigungsbechers zwischen Jever und Oldenburg kam man schließlich zu dem Kompromiss, dass der Huldigungsbecher in Jever und das Fadenglas in Oldenburg verbleiben sollte.5 Dennoch ist der Vorgang natürlich immer noch nicht vor dem Hintergrund der hohen Bedeutung für die jeverländische Geschichte endgültig geklärt. Dies gilt auch für weitere Objekte, die im Zuge der Zentralisierung und Bildung einer „oldenburgischen Geschichte“ aus dem Schloss zu Jever ins Landesmuseum gekommen sind. Hier sollen und müssen sicherlich noch weitere Verhandlungen folgen.
Ab September 2025 ist das Fadenglas jedoch im Schlossmuseum Jever aus Anlass des 450. Todestages und 525. Geburtstages Marias von Jever zu besichtigten.
1 Zitiert: Georg Sello, Östringen und Rüstringen, Oldenburg 1928, S. 245.
2 Niedersächsisches Landesarchiv, Abteilung Oldenburg (NLA Ol), Best. 10, Best.12-1 Nr. 23 Meubln-Inventarium des Grossherzogl. Schlosses zu Jever, Inventarium des Schlosses zu Jever aufgenommen am 27. August 1850. Die genannten Zimmer wurden wohl von der zu diesem Zeitpunkt bereits verstorbenen Großherzogin Cäcilie (1807-1844) genutzt.
3 NLA OL Best. 90 Tit.5, Nr. 1, betr. die Grafen Johann von Oldenburg im Jahre 1574 in Jever geleistete Eventualhuldigung , 1574, April 20 – Dez. 23 (alte Sig. Aa Herrschaft Jever, Abt. A, Tit. V no. 82).
4 Georg Sello, Östringen und Rüstringen, Oldenburg 1928, S. 245.
5 Über diesen Streit gibt es einen umfangreichen Aktenbestand sowohl im Archiv des Schlossmuseums Jever als auch im Landesarchiv Oldenbrug. NLA OL Best. 262-4, Nr. 11690, 1923-1951.
Historischer Moment in Jever: Erstmals nach 140 Jahren Öffnung der vermuteten Grabstätte von Fräulein Maria
Die Öffnung erfolgt im Rahmen der aufwändigen Sanierung des Edo-Wiemken-Denkmals an der Stadtkirche Jever, das als bedeutendes Zeugnis niederländischer Renaissancekunst gilt. Ziel ist eine statische Untersuchung mittels Laserscanner – und zugleich die mögliche Klärung einer jahrhundertealten Frage: Liegt die legendäre Herrscherin tatsächlich dort begraben?
„Für alle Menschen in Friesland ist Maria von Jever eine bedeutende Persönlichkeit“, so Prof. Dr. Antje Sander, Leiterin des Schlossmuseums Jever. „Das Grabmal, das sie für ihren Vater und ihre Familie geschaffen hat, ist ein herausragendes Kunstwerk von nationalem Rang. Die Gruft ist als Grablege für die Gebeine ihrer Familie konzipiert, deren letztes Mitglied sie war. Mit der Sicherung und Erforschung des Grabmals und der Gruft leisten wir auch einen wichtigen Beitrag zur niedersächsischen Landesgeschichte.“
Die Graböffnung ist Teil eines umfassenden Sanierungsprojekts in vier Bauabschnitten. Neben der Ertüchtigung der Gebäudehülle und der Erneuerung der Gebäudetechnik wird nun auch das Denkmal selbst untersucht und konservatorisch betreut.
Weitere Informationen, Dokumente und Bildmaterial finden Sie im Pressebereich des Schlossmuseums Jever: Pressemitteilung: Graböffnung Fräulein Maria.
Digitale Schnitzeljagd zum Jubiläum von Maria von Jever – Entdecken Sie die Geschichte interaktiv

(Copyright: Landkreis Friesland)
Anlässlich des Jubiläumsjahres von Maria von Jever freut sich das Schlossmuseum Jever, ein spannendes und innovatives Projekt vorzustellen: Eine digitale Schnitzeljagd (ein Actionbound), die Schülerinnen und Schüler des Mariengymnasiums Jever in Zusammenarbeit mit dem „frauenOrt Maria von Jever“ und dem jeverschen Schlossmuseum entwickelt haben.
Mit der kostenlosen App „Actionbound“ können Interessierte ab sofort die Stadt Jever auf eine ganz neue Art und Weise entdecken. Die digitale Schnitzeljagd führt die Teilnehmerinnen und Teilnehmer durch die historischen Straßen und Plätze, während sie durch Rätsel und Aufgaben in die faszinierende Geschichte von Maria von Jever eintauchen.
„Wir möchten mit diesem Projekt nicht nur die Geschichte von Maria von Jever lebendig werden lassen, sondern auch die Kreativität und das Engagement unserer Schülerinnen und Schüler fördern“, erklärt Britta Herzog, Lehrerin des Mariengymnasiums Jever.
„Die digitale Schnitzeljagd bietet eine unterhaltsame Möglichkeit, Geschichte zu lernen und gleichzeitig die Stadt zu entdecken“ fügt Elisabeth Wilken vom Schlossmuseum hinzu, die auch eine AG des Mariengymnasiums im Schloss leitet.
Ann-Kathrin Cramer, die seitens des „frauenOrtes“ das Projekt begleitet hat, erläutert, dass „die Schnitzeljagd ein Gemeinschaftsprojekt ist, das die Zusammenarbeit zwischen Bildungseinrichtungen und kulturellen Institutionen in Jever stärkt. Die Schülerinnen und Schüler haben mit viel Enthusiasmus und Kreativität an der Entwicklung der Rätsel gearbeitet.“
Der Actionbound ist ab sofort zugänglich und kann jederzeit gespielt werden. Um teilzunehmen, laden Sie einfach die „Actionbound“-App herunter und suchen Sie nach dem Bound „Maria von Jever“.
Wir laden alle Bürgerinnen und Bürger sowie Besucherinnen und Besucher der Stadt ein, sich auf diese spannende Entdeckungsreise zu begeben und mehr über das Leben und Wirken von Maria von Jever zu erfahren. Für weitere Informationen und Anfragen wenden Sie sich bitte an das Schlossmuseum Jever.
Wieder im Schloss zu Jever: Das Portrait Marias von Jever
Das Original-Portrait wurde seitdem in nur wenigen Ausstellungen gezeigt. Im Jahr des 450. Todestages (20. Februar) und 525. Geburtstages (5. September) Marias wird das berühmte Bild nun in der ehemaligen Kemenate Marias, dem heutigen Edzard-Zimmer, der Öffentlichkeit als freundliche Leihgabe aus der Sammlung des Herzogs von Oldenburg präsentiert.
Das Ölgemälde wurde Mitte des 16. Jahrhunderts durch einen bislang unbekannten Maler aus dem niederländisch-flämischen Raum geschaffen. Es zeigt Maria von Jever im Alter von 42 Jahren, nach dem Tode ihres Verlobten Boing von Oldersum (gest. 1540), in Witwentracht, nach spanischem Vorbild.
Auf dem auf Holz gemalten Bildnis erkennt man oben rechts die Inschrift: Aetatis suae und die Ziffern 1572. Der Oldenburger Kunsthistoriker Müller-Wulckow konnte jedoch nachweisen, dass durch Reinigungsmaßnahmen die ursprüngliche „42“ verloren gegangen ist.
Das Bild hängt nun im sogenannten Edzardzimmer, das bis um 1830 noch kein „Durchgangszimmer“ war. Dieser Raum über der Toreinfahrt ist als Stube Marias von Jever belegt. Hier befand sich, im 19. Jahrhundert mit einer hölzernen Lambrie ausgestattet, auch ein Ofen und eine Abortnische.
Im „Maria-Jahr“ kann so ein wichtiges Zeitzeugnis aus dem Leben der letzten selbständigen Regentin des Jeverlandes präsentiert werden.
Weitere Informationen auf der Seite des Schlossmuseums:
Wieder im Schloss zu Jever: Das Portrait Marias von Jever ↗
Wieder im Schloss zu Jever: Das Portrait Marias von Jever [Blog] ↗


Salon im Schloss: „Maria altert in Würde“
ehemaliger Küchensaal des Schlossmuseums Jever
Der FrauenOrt Jever lädt zu einem Abend mit Gesprächen und Musik.
Hintergrund:
Niedersachsen hat viel zu bieten, auch eine reiche Frauengeschichte. Diesen besonderen Schatz präsentiert Ihnen die Initiative „frauenORTE Niedersachsen“ des Landesfrauenrates Niedersachsen e.V. Der frauenORT „Maria von Jever“ ist in Kooperation mit dem Schlossmuseum Jever, der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen Jever sowie den Gleichstellungsbeauftragten der Stadt Jever und dem Landkreis Friesland entstanden und wurde im Februar 2016 eröffnet.
Salon im Schloss: „Maria macht Sport“
Der „frauenOrt Maria von Jever“ nutzt traditionell den Todestag der Landesherrin, um aktuelle Themen anzusprechen und schließt dabei auch den Kreis zu Marias Zeiten.
Die Veranstaltung ist kostenlos. Es ist eine Veranstaltung für alle Bürgerinnen und Bürger. Um Anmeldung wird gebeten, bei Ann-Kathrin Cramer, Tel.: 04461 919 6161, a.cramer@friesland.de.
Folgende Referentinnen und Referenten konnten für Kurzvorträge gewonnen werden:
- Sport zu Marias Zeiten: Prof. Dr. Antje Sander (Museumsleitung und Geschäftsleitung des Schlossmuseums Jever)
- Vom Rand ins Rampenlicht? Mädchen und Frauen aus Sicht der Sportentwicklung: Jenny Hähnel (Kreissportbund Friesland – Sportreferentin)
- Biografische Darstellung einer besonderen Sportkarriere: Anita Dirks
Salon im Schloss: “Mit Maria auf Herz und Nieren”
Folgende Referentinnen und Referenten konnten für Kurzvorträge gewonnen werden:
- Dr. Antje Sander (Museumsleitung und Geschäftsleitung des Schlossmuseums Jever)
- Dr. Christoph Reiche (Chefarzt der Frauenklinik Varel)
- Dr. Christoph Messner (leitender Oberarzt der Frauenklinik Varel)
- Helgrit Sudholz (leitende Hebamme der Frauenklinik Varel)
- Imke Presting („Imkes Glücksgarten“)
Die unterschiedlichen Referentinnen und Referenten blicken auf die Frauengesundheit, welche im Laufe der Zeit einen großen Wandel erlebt hat. Wichtig ist es den Initiatorinnen auch in die Zukunft zu schauen. „Wir möchten mit diesem Thema alle Bürgerinnen und Bürger, unabhängig vom Alter, ansprechen. Gesundheitsfürsorge- und versorgung ist vor allem jetzt wieder ein wichtiges Thema in der Frauen- wie auch in der Geburtsheilkunde.“ Abgerundet wird die Veranstaltung durch eine musikalische Begleitung. Im Anschluss der Veranstaltung steht der Austausch in gemütlicher Runde bei Snacks und Getränken im Vordergrund. Der Eintritt zu der Veranstaltung ist frei. Eine Anmeldung ist nicht notwendig.
Wir laden Sie herzlich zu der Veranstaltung ein:
„Mit Maria auf Herz und Nieren: weibliche Gesundheitsfürsorge im Laufe der Jahrhunderte“
Montag, den 20.02.2023 19 – ca. 21 Uhr
Graf-Anton-Günther-Saal, Am Kirchplatz 1, 26441 Jever
Salon im Schloss: „Maria macht Schule“
Das Team „Frauenort Maria von Jever“ organisiert seit vielen Jahren einen Salon, der sich mit den verschiedenen Aspekten weiblichen Lebens im Laufe der Geschichte beschäftigt. In diesem Jahr geht es um die große Bedeutung von Bildung für Mädchen von früher bis heute.
Der Salon „Maria macht Schule“ findet am Montag, 05. September 2022 ab 19:00 Uhr im Schlossmuseum Jever statt.
Landrat Sven Ambrosy und Prof. Dr. Antje Sander werden Grußworte sprechen.
Dr. Anja Belemann-Smit vom Mariengymnasium Jever wird aus der Sicht einer Lehrerin von heute erzählen.
Heike Ahlborn vom Schulmuseum Bohlenbergerfeld ordnet anhand von Exponaten aus dem Schulmuseum die Schulbildung von Mädchen und jungen Frauen im historischen Kontext ein.
Zum Abschluss freuen wir uns wie immer auf einen regen Austausch mit dem Publikum.
Für unsere Planung würden wir uns über Anmeldungen sehr freuen.
Der Eintritt ist frei!
Bitte beachten Sie, dass das Parken auf dem Schlossvorplatz aus feuerpolizeilichen Gründen nicht gestattet ist!
05. September 2022 / 19:00 Uhr
Schloss Jever
Schlossplatz 1
26441 Jever