Marias Bedeutung in 5 Absätzen

Maria von Jever – Ein Fräulein als Landesherrin

In kaum einer Persönlichkeit wird die Geschichte des Jeverlandes so fokussiert, so zugespitzt wie in der historischen Figur Fräulein Marias. Sie ist zu der Identifikationsfigur des Jeverlandes geworden. Mit Umsicht und Geschicklichkeit regiere Maria ihre Friesen, die Herrschertugenden der Milde und Gerechtigkeit lassen sie eine gute Regierung und Polizei ausüben; so eine Chronik des 16. Jahrhunderts. Am Ende ihres Lebens wird der friesischen Häuptlingstochter aus dem Geschlechte der Wiemekinge ein Herrscherlob zuteil, das denen anderer Fürsten der Zeit nicht nachsteht.

Kampf um Unabhängigkeit

Maria von Jever (1500-1575), Tochter des friesischen Häuptlings Edo Wiemken und der Oldenburger Grafentochter Heilwig, wurde durch den frühen Tod ihrer Geschwister Christoph, Dorothea und Anna zur alleinigen Dynastievertreterin der Wiemkens. Da die ihr versprochene Heirat mit einem der ostfriesischen Grafensöhne nicht zu Stande kam, nahm sie ab 1530 eine betont anti-ostfriesische Haltung ein. Ihre Regierungsgeschäfte waren ganz auf den Erhalt und den Ausbau des jeverschen Territoriums ausgerichtet. Dank kaiserlicher Unterstützung gelang es ihr, ostfriesische Gebietsansprüche mit diplomatischen und militärischen Mitteln dauerhaft abzuwehren.

Förderung von Kunst und Bildung

Jever nahm in dieser Phase den Charakter einer Residenzstadt an und wurde zum Mittelpunkt des ihm zugeordneten Territoriums. Maria ergriff in dieser Zeit verschiedene Maßnahmen, um die Herrschaft gegenüber äußeren und inneren Ansprüchen zu sichern und auszubauen. Hierzu gehörten die systematische Befestigung des Fleckens Jever, die Verleihung der Stadtrechte 1536, die Umwandlung der Burg zum Schloss, großangelegte Eindeichungsmaßnahmen zur Vermehrung der landesherrlichen Einkünfte, der Ausbau ihres Sommersitzes Marienhausen sowie Einrichtung des herrschaftlichen Jagdsitzes im Forst Upjever und die Förderung der Bildung durch die Einrichtung einer Lateinschule (heute Mariengymnasium) und die Vergabe von Stipendien und nicht zuletzt die repräsentative und künstlerische Ausgestaltung von Schloss und Kirche mit der herrschaftlichen Grablege – Kunstwerke, die noch heute zu den bedeutendsten dieser Art in Deutschland zählen.

Stabilität und Wertschätzung

Die wirtschaftliche Entwicklung wurde maßgeblich durch die Intensivierung der Münzprägung und die Vereinheitlichung von Maßen und Gewichten gefördert. Die Bürger Jevers zeigten ihre enge Verbindung zum Fräulein durch das Geschenk eines Huldigungsbechers, der durch einen Schildträger bekrönt wird und im Inneren eine Gravur mit dem Portrait Fräulein Marias zeigt. Der Konflikt mit den Ostfriesen gipfelte in der Maßgabe, dass die Herrschaft Jever nach ihrem Tod an die Oldenburger Grafen übertragen wurde. Auch die Taler-Prägung spiegelt diese Zielsetzung wider. Wie Daniel in der Löwengrube wird auch Fräulein Maria von dem Löwen in Gestalt der Ostfriesen angegriffen. Ein Engel rettet sie und ihre Herrschaft. „Durch Gott habe ich es erhalten“ lautet die Devise in der Umschrift. Im Gemeintaler zeugen die Wappen Oldenburgs und des Jeverlandes von der geplanten Vereinigung beider Länder.

Eine starke Frau und kluge Landesherrin

Fräulein Maria blieb auch nach ihrem Tode fest im kulturellen Gedächtnis der Region verankert. Die Sagen und Legenden, die sich um ihr Leben ranken, bezeugen eine willensstarke Frau, die eine wichtige und aus der Rückschau positive Phase der jeverschen Geschichte repräsentiert. Besonders bemerkenswert ist, wie aus der kleinen Häuptlingstochter durch eigenes geschicktes Agieren und durch die Einbindung von Fachleuten in die Regierung eine erfolgreiche souveräne Landesherrin wurde, die ihr Land, wie Quellen berichten, gleichsam »wie eine Glucke ihre Küken« behütete.