Die Sage um den Tod Fräulein Marias

Wie alle großen Persönlichkeiten, deren Leben reich ist an Geschichten über Liebe, Macht und Verrat, trägt auch die Herrscherin über das Jeverland nach ihrem Tod Züge der Unsterblichkeit. Sie ist das Symbol immerwährenden Friedens und Reichtums für das Land und wird in Notzeiten in dieses zurückkehren.

Ihren Ursprung hat die Sage wohl in der Notwendigkeit, Marias Tod im Jahr 1575 solange vor den Ostfriesen geheimzuhalten, bis ihr Nachfolger Graf Johann VII. von Oldenburg in Jever eintraf, um sein Amt – unbehelligt von den gegnerischen Mächten – antreten zu können. Da das Täuschungsmanöver eine Weile Bestand haben musste, wurde der Herrscherin noch täglich ein Mahl vor die Tür gesetzt, damit kein feindlicher Spion Verdacht von ihrem frühzeitigen Ableben schöpfen konnte. Das gab dem angeblichen Fortleben des Fräuleins Nahrung und so finden sich seit dem 17. Jahrhundert erste Erzählungen um das Verschwinden Marias in einem geheimen Gang. Als Ludwig Strackerjan 1867 die Legenden des Jeverlandes systematisch zu sammeln begann, hatte sich diese Vorstellung bereits fest in das Bewusstsein der Bevölkerung verwurzelt.

Fräulein Maria starb im Alter von 75 Jahren. Eine feierliche, große Beerdigung hat es nicht gegeben. So erschien ihr Tod vielen rätselhaft. Es wird berichtet, sie sei in einem gläsernen, mit vier Hähnen bespannten Wagen abgefahren und nicht heimgekehrt. Andere erzählen, sie sei mit prächtigen Kleidern angetan in einem der unterirdischen Gänge verschwunden. Es sollen einmal neugierige Jungen versucht haben, in diesen Gang einzudringen, aber sie kamen nicht weit. Ein besonders Mutiger ist bis zu einer Eichentür vorgedrungen, vor der ein großer schwarzer Hund lag, der ihn mit feurigen Augen anglotzte. Da kehrte er eilig um. Später wurden alle Eingänge zugeworfen.

Begraben wurde Maria in aller Heimlichkeit. Vermutlich ruht sie unerkannt unter dem prachtvollen Denkmal ihres Vaters Edo Wiemken in der Stadtkirche.